Vortrag "Carl Theodor von Dalberg"
Berichte > 2022
Carl Theodor von
Dalberg – ein Kirchenfürst der Aufklärung
Vortrag
von Pfarrer Jan Kölbel beim Heimat- und Geschichtsverein Bürgstadt
Carl Theodor von Dalberg wurde am
08.02.1744 in Mannheim geboren und wurde schon früh von seiner Familie für die
geistliche Laufbahn bestimmt. Bereits im Kindesalter bekam er Anwartschaften
auf einen späteren Posten als Domkapitular.
Mit nur 21 Jahren wurde er 1765 zum
mainzischen „Wirklichen Hof- und Regierungsrat“ und 1770 zum Generalvikar
ernannt. Ein Jahr später wurde er Statthalter von Erfurt und damit erstmals
regierungsverantwortlich für die kurmainzische Enklave in Thüringen wo er über
30 Jahre wirkte. Sein früher Aufstieg zum Kurfürsten und Erzbischof von Mainz
wurde durch die Wahl Friedrich Carl Joseph von Erthals vereitelt. Trotzdem
wurde er später zum Koadjutor, also dem gesetzten Nachfolger für Erthal bestimmt.
In der Zeit der Aufklärung hatte die
katholische Kirche vor allem mit der Förderung des Wohlstandes und des
Bildungswesens Erfolg durch Gründung von Schulen, Reformierung der
universitären Studienpläne und Berufung guter Professoren. Als Mitglied des
Würzburger Domkapitels engagierte sich Dalberg in seiner Eigenschaft als
Präsident der Schulkommission und Rektor der Universität stark für Reformen im
Sinne der katholischen Aufklärung.
1788 trat Dalberg als Koadjutor die
Nachfolge des verstorbenen Konstanzer Fürstbischofs von Rodt an und im Jahr 1802,
nach dem Tod des in Aschaffenburg verstorbenen Fürstbischofs Friedrich Carl von
Erthal, wollte er die Bischofsstühle von Mainz und Worms besteigen. Diese
standen allerdings nach der Besetzung durch das Revolutionsheer unter
französischer Herrschaft.
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
und der Säkularisation von 1803 fielen die Grundlagen und gewachsenen
Strukturen, vor allem das Bildungswesen des Alten Reiches zusammen. Mainz blieb
nur als Rumpfstaat übrig. Dalberg war formal als Erzbischof von Mainz und
ranghöchster Kirchenfürst auch Kanzler des Deutschen Reiches. Ihm verblieben
aber lediglich das neue Fürstentum Aschaffenburg und die ehemalige Reichsstadt
Regensburg, wohin der Mainzer Erzbischofsstuhl übertragen worden war.
Nach Auflösung des Alten Reiches wurde
Dalberg Fürstprimas des napoleonischen Rheinbundes und 1810 Großherzog des
kurzlebigen Großherzogtums Frankfurt. Hier blieben ihm für sein Wirken nur
wenige Jahre. Aschaffenburg wurde zur Residenzstadt ausgebaut und zahlreiche
klassizistische Gebäude wie das Stadttheater und auch Schulen legen bis heute
Zeugnis darüber ab. Dennoch waren in der deutschen Kirche die Grundlagen
zerschmettert. Dalberg hatte das Bestreben als Oberhaupt der deutschen Kirche zu
retten, was zu retten war, was ihm aber nicht gelang.
Die Herrschaft Napoleons zerfiel nach
der Völkerschlacht bei Leipzig. Dalberg hatte bereits im September 1813
Aschaffenburg verlassen und begab sich zunächst nach Konstanz und 1814 nach
Regensburg, wo er bescheiden lebte. Am 10.02.1817 starb er an den Folgen eines
Schlaganfalls. Sein Grabmal befindet sich im Regensburger Dom, während sein
Herz nach Aschaffenburg überführt wurde, wo es in einer Herz-Urne in einem
Vierungspfeiler der Stiftskirche ruht.