Sandsteingewinnung

Schon in der Römerzeit wurden in der Gegend um Bürgstadt Weihe- und Grabsteine hergestellt. Vor etwa 1.000 Jahren handelte es sich um Säulen und Sarkophage, die auf dem Bürgstadter Berg hergestellt und bis ins Rheinland und weiter bis Jütland geliefert wurden. Auch kurfürstliche Residenzen in Mainz und Aschaffenburg entstanden aus unserem Sandstein und Bürgstadts Kirchen wurden in der Hochgotik mit wertvollen Portalen und Fenstern versehen.
Ab der Reichsgründung 1871 entstand eine riesige Nachfrage nach dem Mainsandstein. Der Abbau ging nun industriell vor sich und zur Steingewinnung wurden auf der gegenüberliegenden Mainseite neue Steinbrüche erschlossen. Die Weiterverarbeitung geschah an den Werkplätzen am Bürgstadter Mainufer.
Weinbau

Der Weinbau in Bürgstadt dürfte ebenfalls bis in römische Zeit zurückreichen. Im 16. Jahrhundert erreichte die Weinbaufläche Bürgstadts ihre bis dahin größte Ausdehnung. Es waren die goldenen Jahren, in denen auch das Bürgstadter Rathaus entstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war der Weinbau auf dem Tiefpunkt, aber schon Ende des 17. Jahrhunderts wuchs die Anbaufläche wieder auf das alte Niveau. Im 19. Jahrhundert ging der Weinanbau stark zurück. Der Grund waren neue Schädlinge, Realerbteilung und Mangel an Arbeitskräften, die in dem Steinabbau ihr Glück suchten. In den 1970er Jahren waren es junge Pioniere, die den Bürgstadter Wein nun im Vollerwerbsbetrieb ausbauten und bekannt machten.
Tabakanbau

Kam über Freudenberg nach Bürgstadt, wo seit 1869 Tabak angebaut wurde, was nur auf bestimmten, sandigen Böden möglich war. Die Ernte der einzelnen Blätter ging von Juli bis September. Hier musste die ganze Familie anpacken. Das Einfädeln war ein „Event“ mit Gesang und Unterhaltung. Dann kam die Trocknung. Ab den 1930er Jahren setzte man auf Qualität und „produzierte“ Deckblätter für Zigarren. Tabakanbau war ein guter Nebenverdienst und nach dem Krieg als Zahlungsmittel auf dem Schwarzmarkt hochbegehrt. Durch das Auftreten des Blauschimmels in den 1960er Jahren ging der Anbau zurück und 1988 gab der letzte Pflanzer in Bürgstadt den Tabakanbau auf.
Handwerk und Gewerbe

Diese Abteilung ist neu im Museum. Sie zeigt die Entwicklung von der Zunft bis zur Innung und dem daraus entstehenden Gewerbeverein.
Interessant ist die Vielzahl der kleinen Geschäfte in Bürgstadt: noch bis in die 1930er Jahre existierten 113 Betriebe. Eine nostalgische Einlage sind die vielen Inserate in einer Festschrift von 1953, die immer wieder auf großes Interesse stoßen. In Bürgstadt gab es eine erstaunliche Bündelung von Schreinereien und Möbelindustrien. Eine derartige Dichte war sonst nur noch in Kelkheim /Taunus bekannt. Hunderte von Schreinern aus dem Umland fanden hier in Bürgstadt ihr Einkommen.
Künstler aus Bürgstadt

Immer wieder stoßen wir hier und in näherer Umgebung auf Werke begabter Bildhauer. Während sich Gregor Schmitt auf steinerne Wegekreuze spezialisiert hatte, war Anton Speth ein Universalgenie, der sich nicht nur auf Stein und Holz verstand; er war auch Lehrer in der Zeichenschule.
Zwei Hobby-Künstler sind dabei noch zu erwähnen: Von Joseph Schneider stammt die Sandsteinbüste des Turnvaters Jahn und Hermann Bachmann war ein begnadeter Holzschnitzer.
Johann Michael Breunig

1699 wurde in Bürgstadt Johann Michael Breunig geboren. Der außerordentlich talentierte Priester legte eine steile musikalische Karriere zurück: In Mainz wurde Breunig Domkapellmeister. 1735 fand man ihn im Gefolge des sächsischen Kurfürsten August II., dem Sohn August des Starken. Hier wurde er als Hofkaplan und Komponist angestellt und 1736 zum „Sächsischen Hofkirchenkompositeur" berufen. Breunig starb 1755 in Dresden und hinterließ viele Instrumentalwerke.