Kreuzigungsgruppe Kirchhof - HGV Bürgstadt

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Kreuzigungsgruppe Kirchhof

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Die Kreuzigungsgruppe im alten Kirchhof an der alten Pfarrkirche wurde am Beginn des 17. Jahrhunderts im Jahre 1613 errichtet und steht seit dieser Zeit auf dem alten Kirchhof vor der alten Pfarrkirche. Unten zwei Stufen, darauf steht ein altarähnlicher Sockelstein. Auf diesem ist das Kreuz und die zwei Assistenzfiguren Maria und Johannes verankert. Auf der Vorderseite des Sockels sind in zwei Feldern unter je einem Arkadenbogen als Flachrelief die beiden Stifter des Denkmals kniend und betend abgebildet.
Der Mann links mit langem Mantel und breiten hochgeschlagenem Kragen, rechts die Frau, ebenfalls mit langem Mantel und Rosenkranz in der Hand. Beim Mann links oben ein Wappenschild mit Spitzweck und Bretzel, daneben die zwei Buchstaben: LS, was Leonhard Schneider bedeutet.
Leonhard Schneider war Bäcker. Deshalb wies auch das Wappen auf der vorderen Seite des Denkmals über dem Stifter einen Weck und eine Bretzel auf.

Inschriftentafel links

Vorderseite des Sockels

Inschriftentafel rechts

Die Stiftungsinschrift beginnt am profilierten Rand der Deckplatte auf der linken Seitenwand, läuft bis zur Mitte der Vorderseite und endet in zwei weiteren Zeilen über der männlichen Gestalt. Die Gedächtnisinschrift für die Frau beginnt in der Mitte, geht auf die rechte Seite über und endet in zwei weiteren Zeilen über der weiblichen Gestalt. Außerdem sind beide Seitenwände beschriftet.

Rand der Deckplatte von links:
Als man zehlt ein Tausent sechshundert drey zehen jar dis Crvcifix uff  

Vorne links in der Deckplatte und 2. u. 3. Zeile darunter:
Gerichtet wahr + Anno ein Tausent sechshundert vierzehen den 11 Feb

ist See / liglich in got verschiden der Ernnhafft Lenhardt Schneider dessen seelen / Gott genedig sein Wölle ¤Amen¤


Vorne rechts in der Deckplatte:
Anno ein Tauset sechs _ den _ Starb die Tvg

Rechte Seite der Deckplatte:
entsam frau margaretha Schneideren weilandt des Ehrenhafften

Vorne rechts unter der Deckplatte 2. u. 3. Zeile:
lenhart Schneiders Ehliche hausfrau deren seelen go(tt) / Genedig sein Wölle Amen

Text der linken Seitenwand, oben:                                                                                          
CONCILIVM NICENVM / HOC DE EST, Q IMAGO DOCET, SEDNO DE IPSA / HAC RECOLAS SEDIMETE COLAS, Q CERIS IN ILLA  / ISTV NO CHRISTV SED CHRISTV COLEP ISTV.
Dis bild bedevt Gott Unseren Herren / Den Sollen Wir in seinen Heiligen Eheren / Nicht das das bildt Gott selber sei
. Sonder das wir Gottes gedencken darbey.

Text der linken Seitenwand, Mitte:
TREN ¤ I ¤ CAPIT: O Ihr alle die ihr für uber gehet Bedencket von hertzen und sehet eben / Ob auch ein schmertz gleich diesem sey / Dardurch ihr erlöst aus höllischer pein / MAT ¤ 8 ¤

Text der linken Seitenwand, unten:
Die vogel im lufft und fuchs im walt ¤ / Ihre buten und nester haben all ¤ / Des menschen Sohn aber uf dieser welt ¤ / Nichts hat da er sein heiliges haupt hinleit ¤ / Darumb ihr menschen in gemein ¤ / Inniglich bedenckt daß leiden mein ¤ / Last euch solches zu hertzen gehn ¤ / Dan solchs euch erworben des himmels cron ¤ /

Text der rechten Seitenwand:
-hrist wahr mensch --
-- ott
¤ --
-est marter angst --
-ot

---an creuz auch ent
-st
¤
--deines vatters huld
¤
dir danckh ehr und
-d in Ewigkeit
¤

Ursprünglicher Text:

Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott,
der Du littest Marter, Angst und Spott,
für mich am Kreuz auch endlich starbst,
und mir deines Vaters Huld erwarbst.
Ich bitt durchs bittere Leiden Dein,
Du wollst mir Sünder gnädig sein.
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Der Text ist auf dieser Seite verstümmelt. Er ging bei einer früheren Renovierung verloren.

Die Inschrift stammt aus einem evangelischen Kirchenlied von dem evangelischen Theologen Paul Eber, der 1511 in Kitzingen geboren wurde. Das Lied dichtete er im Jahre 1560.

Vielleicht kann man daraus schließen, daß das Ehepaar Schneider protestantischer Gesinnung war, da auch der Text auf der oberen linken Seitenwand:

Dis bild bedevt Gott Unseren Herren
Den Sollen Wir in seinen Heiligen Eheren
Nicht das das bildt Gott selber sei.
Sonder das wir Gottes gedencken darbey.


darauf hindeutet. Die Bilderverehrung war früher verboten, wurde aber ab 1563 wieder erlaubt und in der Reformationszeit besonders diskutiert.
Leonhard Schneider (sen.) und seine Frau Margaretha ließen also diese Kreuzigungsgruppe im Jahre 1613 aufstellen.
Leonhard Schneider starb am 11.2.1614. Seine Frau Margaretha soll am 25.5.1627 als Hexe verbrannt worden sein. Margaretha Schneider sei 82 Jahre alt gewesen. Sie habe sofort alles bekannt, um der Folter zu entgehen. Noch im gleichen Jahr seien zwei Töchter des Ehepaares und 2 Jahre später auch ihr Sohn Gabriel Schneider, ebenfalls der Hexerei beschuldigt worden und hingerichtet worden.
Die Kreuzigungsgruppe wurde schon öfters renoviert. Im Jahre 1974 wird in der Zeitung erwähnt, daß die Restaurierung wichtig sei, um sie vor den Einflüssen der Umwelt zu schützen. Dies hätte sich als notwendig erwiesen, weil sowohl die Figuren als auch der Sockel wenige Jahre nach einer früheren Restaurierung neuerdings Spuren des Zerfalls aufweisen.
Weiter ist zu lesen: Diesmal wird die Gruppe mit einer Speziallauge gründlich gesäubert, vorhandene Schäden sorgfältig ausgebessert und der Stein dann mit einem Härtemittel überzogen, das in unempfindlich gegen die Einflüsse der Witterung und der Umwelt machen soll. "Was uns bei der Restaurierung der Würzburger Residenz und des Schlosses gelungen ist, wird uns auch hier gelingen", meinte einer der Arbeiter.
1993 war es dann wieder soweit, daß die Kreuzigungsgruppe restauriert werden mußte. Im Juli 1993 wurde die Gruppe abgebaut. Am 10.7.1994 wurde die Kreuzigungsgruppe wieder von Pfarrer Hubertus Kunkel eingeweiht. 42.200 DM seien für die Restaurierung aufgewendet worden berichtete damals Bürgermeister Hermann-Josef Eck.

Am 30.10.2007 begann Büttner mit den Arbeiten in dem der Corpus und die Begleitfiguren abgenommen wurde. In den Jahren von 2007 bis 2011 restaurierte Büttner die Kreuzigungsgruppe. Der Corpus und die Schrifttafeln wurden ersetzt. Lediglich die Assistenzfiguren, die von Büttner auf ein späteres Entstehungsdatum eingestuft wurden konnten erhalten werden. Am Bürgerfestsonntag, 10.7.2011 wurde die Gruppe dann von Kaplan Florian Lehnert neu gesegnet. Der Originalcorpus, die beiden Vorderplatten mit den Abbildungen der Stifter und die Platte an der Ostseite wurden ebenfalls restauriert und dann 2015 im Museum in Bürgstadt angebracht.

Letzte Änderung: 22.03.2024
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